Für ein Puzzle benötigt man Pappe, bedruckte Papierbögen, Kleber und -Präzision. Es gibt sie in mehreren Quadratmetern Größe bis Daumennagel-klein. Sie bestehen meist aus vielen Einzelteilen und jedes davon ist einzigartig. Derzeit erleben sie einen wahren Boom – bei Groß und Klein. Doch wie werden sie herstellt und welche Materialien werden verwendet? Zum „Tag des Puzzles“ blicken wir hinter die Kulissen eines besonderen Produktes.
Aufwendige Vorbereitungen
Beim Puzzle gilt, dass viele kleine Teile ein großes Ganzes ergeben. Entsprechend aufwendig ist die Entwicklung eines Puzzles, darf doch kein Puzzlestück dem anderen gleichen. Am Anfang stehen die Stanzformen, die später aus den bedruckten Pappen die einzelnen Puzzleteile ausstanzen. Sie werden von Werkzeugmachern von Hand hergestellt. Jedes Stahlband, jeder kleine Bogen, der nachher die charakteristische Form des Puzzleteils bildet, muss nach einer Vorlage von Hand gebogen und individuell in Form gebracht werden. Rund 160 Stunden benötigt man im Durchschnitt, um so eine Stanzform herzustellen und braucht dabei die Präzision eines Uhrmachers. Beim Puzzle-Hersteller Ravensburger gibt es zum Beispiel rund 300.000 verschiedene Stanzformen – jede ist ein Unikat.
Das eigentliche Gesicht des Puzzles ist ein bedruckter Papierbogen – bei den Motiven sind der Phantasie keine Grenzen gesetzt. Von Disney über Tiere, Landschaften, Gebäude und Portraits bis hin zu komplett einfarbig gestalteten Bildern ist alles möglich.
Eine Kaschiermaschine klebt die Druckbögen mit den Motiven auf eine stabile Pappe. Die Stanzform, die die Pappen mit bis zu 1.000 Tonnen Druck zerteilt, gibt dem Puzzle schließlich die individuelle Form, die in Einzelteilen und in einem Puzzle- oder Spielkarton verpackt, schließlich beim Kunden landet.
Für Groß und Klein
Zielgruppe für Puzzle sind alle Altersgruppen. Schon die ganz Kleinen sind eifrig dabei, aus den Einzelteilen wieder ein großes Ganzes zu machen. Nebenbei fördern sie auch Konzentration und Motorik. Und auch bei den Erwachsenen ist Puzzeln als Hobby beliebt. Kann man mit ihnen doch wunderbar Abschalten und sich ganz auf das Hier und Jetzt konzentrieren und das Gehirn mit dem Lösen komplexer Aufgaben trainieren. Wie schwierig das Ganze wird, hängt von Größe und Anzahl der Einzelteile ab. Den Rekord hält Marktführer Ravensburger – der mit 40.320 Teilen das größte Puzzle der Welt herausgegeben hat. Auf stolze 20 Kilogramm Gewicht bringt es der Karton und fertig zusammengefügt hat das Puzzle eine Größe von 14 Quadratmetern – 7 Meter breit und 2 Meter hoch. „Wenn man jeden Tag zwei Stunden puzzeln würde, benötigt man dafür ein Jahr“, sagt Siglinde Nowack, Internationale Produktmanagerin beim Ravensburger Spieleverlag. Schneller geht es mit dem vermutlich kleinsten Puzzle der Welt – die drei Teile sind nur knapp einen Millimeter groß.
Besondere Varianten
Längst gibt es bei den Puzzles auch besondere Varianten. Zum Bespiel Puzzle, die ganz in schwarz gehalten sind und daher einen besonders hohen Schwierigkeitsgrad haben. Oder 3D-Puzzle – hier sind Globen, Bälle oder besondere Bauwerke, wie der Eiffelturm oder das Brandenburger Tor sehr beliebt. Allerdings besteht der Kern hier nicht aus Pappe, sondern je nach Hersteller aus Schaumstoff oder Spritzgussteilen.
Auch personalisierte Puzzle werden immer mehr nachgefragt – mit vielfältigen individuellen Gestaltungsmöglichkeiten durch eigene Fotomotive zu besonderen Anlässen oder als Erinnerung an Urlaubeund Reisen. Ganz besonders individuell sind sie, wenn die unbedruckten Puzzleteile selbst bemalt oder gestaltet werden. Und auch in der digitalen Welt sind die Puzzle schon angekommen: als Augmented Reality Puzzles liefern sie zusätzlich zum Spaß beim Zusammensetzen Informationen zu den Motiven auf einer App oder Datei.
Das hätte vermutlich auch dem britischen Kartenhändler John Spilsbury gefallen. Von ihm stammen die ersten Puzzle – im Jahr 1766 entwickelt, sollten sie als Lehrmittel den Erdkundeunterricht erleichtern und Lerneffekte positiv beeinflussen. Dazu klebte er Landkarten auf eine Holzplatte und sägte dann einzelne Regionen heraus. Eine damals fast revolutionäre Idee – konnten sich durch das Zusammensetzen die Schüler Lage und Reihenfolge viel besser merken.
In Deutschland sind Puzzle seit 1785 bekannt – und waren meist sehr teuer. Seit Mitte des 20. Jahrhunderts werden sie maschinell gefertigt und sind seitdem fester Bestandteil in jedem Wohn- oder Kinderzimmer.