Fast jeder hat diese Form der Werbung im Briefkasten. Viele lesen sie, andere nicht. Manche kritisieren den Papierverbrauch. Nicht immer liegen dabei die richtigen Fakten auf dem Tisch. Wir haben uns das mal näher angeschaut.
Die Ausgangslage
"Bitte keine Werbung". Mit so einem Aufkleber kann jeder für sich entscheiden, ob er Werbung in seinem Briefkasten vorfinden will oder nicht. Nur rund ein Viertel der Haushalte hat das so geregelt. Der Rest schaut zumindest in einen Teil der Flyer und Prospekte, um sich über aktuelle Angebote zu informieren. Immerhin 75 Prozent der Verbraucher sollen es nach aktuellen Umfragen sein. Demnach stehen auch 69 Prozent der Verbraucher den Hauswurfsendungen positiv bis neutral gegenüber.
Wichtig für den stationären Handel
Grund für die hohe Akzeptanz dieser Werbung ist oft die Tatsache, dass es der Handel vor Ort ist, der diese Werbeform nutzt, also der Lebensmittelladen um die Ecke oder das Möbelhaus in der Nähe. Für den stationären Einzelhandel, der vor allem in Corona-Zeiten einen oft existenziellen Kampf gegen den Online-Handel führt, sind die Hauswurfsendungen extrem wichtig.
Nicht umsonst fließen ganze 60 Prozent der Marketingbudgets in diesen Kanal. Und ohne den stationären Einzelhandel wäre es um viele Innenstädte schlecht bestellt.
Und nicht alles, was da im Briefkasten landet ist Werbung. Neben dem Handel machen auch Vereine, Parteien und karitative Organisationen über Info-Post auf ihre Arbeit aufmerksam. Oft ist es die einzige Möglichkeit, die Bürger vor Ort direkt und kostengünstig zu erreichen. Das gilt auch für die kostenlosen Anzeigenblätter, die neben der Werbung meist regionaler Geschäfte und Handwerker redaktionellen Inhalt über das Geschehen vor Ort anbieten. Damit werden auch die Verbraucher erreicht, die keine Lokalzeitung abonniert haben.
Briefkastenwerbung nur noch auf Wunsch?
Kritiker der Briefkastenwerbung fordern ein Opt-In-Modell, bei dem nur diejenigen Werbung in den Briefkasten erhalten, die dies ausdrücklich durch einen Aufkleber auf ihrem Briefkasten vermerkt haben. Für die Zusteller von Anzeigenblättern, Verteiler von Flyern und die Postboten wäre das schlichtweg nicht zu leisten.
Hauptargument der Kritiker ist der Papierverbrauch für die Hauswurfsendungen und die dadurch entstehende Umweltbelastung.
Eine kleine Ökobilanz
Wie sieht es mit der Ökobilanz wirklich aus? Hier ein paar Fakten: Der Anteil der Briefkasten-Werbung am Gesamtpapierverbrauch ist gering. Er macht gerade mal 2,2 Prozent des Papierverbrauchs aus. Zudem werden Hauswurfsendungen fast ausschließlich auf Recyclingpapier gedruckt und - wenn sie richtig entsorgt werden - auch wieder zur Herstellung neuen Papiers verwendet. Selbst wenn in Folien verpackte Hauswurfsendungen wie „Einkauf aktuell“ ungelesen ins Altpapier gegeben werden, sorgt eine spezielle Perforation der Hülle dafür, dass diese in der Altpapieraufbereitung aufreißt und das Papier freigibt. Die Folie wird ausgeschleust, die Papierfasern werden wiederverwendet.
Verglicht man die Ökobilanz von Hauswurfsendungen pro Haushalt und Jahr entspricht dies bei
- Energie: Ein Bierglas Heizöl
- Wasser: 1 Minute Händewaschen pro Tag
- CO2: 60 km Autofahrt.
Und eins darf beim Thema Hauswurfsendung nicht vergessen werden: Briefkastenwerbung ist ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Mit Papierindustrie, Druckereien, Werbeagenturen und Zustellern sind rund eine halbe Million Menschen an der Wertschöpfungskette der Druck- und Werbewirtschaft beteiligt.