Bald könnte es beim gemeinsamen Biertrinken heißen: "Hoch die Pappen!" Der dänische Brauerei-Konzern Carlsberg forscht an der weltweit ersten Papierflasche für Bier. Sie soll vollständig biologisch abbaubar sein – anders als die herkömmlichen Flaschen aus Glas oder Plastik.
Noch haben die Prototypen eine dünne Kunststoffschicht
Noch ist die sogenannte "Green Fibre Bottle" nicht komplett abbaubar. Die Carlsberg Group hat zwei Prototypen von Flaschen aus besonders stabilem Papier vorgestellt, die innen mit einer dünnen Schicht Kunststoff überzogen sind. Bei einem der Prototypen handelt es sich um recyceltes PET, beim anderen um einen aus Stärke gewonnenen Kunststoff. Nun soll auch diese Schicht in den Bierflaschen durch biologisch abbaubares Material ersetzt werden.
Was die Suche erschwert: Die innere Barriere von Papier-Bierflaschen muss wasser- und kohlensäurefest sein. Schließlich soll das Bier bis zu seinem eiskalten Genuss sicher in der Flasche bleiben!
"Innovation braucht Zeit", sagt Myriam Shingleton, Vice President Group Development bei der dänischen Carlsberg Gruppe. "Wir werden weiterhin mit führenden Experten zusammenarbeiten, um die verbleibenden technischen Herausforderungen zu meistern."
Geringes Gewicht reduziert die Emissionen beim Transport
Bereits 2015 hat sich Carlsberg auf den Weg gemacht, eine Papierflasche aus nachhaltig gewonnenen Holzfasern zu entwickeln. Dazu tat sich die Unternehmensgruppe, zu der auch die deutschen Brauereien Holsten, Astra, Duckstein und Lübzer gehören, mit anderen Partnern zusammen. Der Innovation Fund Denmark unterstützt das Projekt. 2019 schlossen sich dann Coca-Cola, Absolut und L'Oréal an. Ihr gemeinsames Ziel: die Entwicklung nachhaltiger Verpackungen – ob nun für Getränke oder für Kosmetikprodukte.
Bei nachhaltigen Verpackungsinnovationen geht es übrigens nicht nur um eine energiesparende Herstellung oder die Abbaubarkeit der Materialien, sondern auch um einen möglichst kleinen CO2-Fußabdruck auf dem Weg vom Produzenten zum Verbraucher. Je weniger eine Flasche wiegt, desto geringer sind die CO2-Emissionen, die beim Transport anfallen. Auch dabei punktet das Leichtgewicht Papier.
Bei Milch und Saft entfaltet Papier sein Verpackungspotenzial
Und wie sieht es bei anderen Getränken wie Milch oder Saft aus? Umweltbewusste Verbraucher machen nach einer aktuellen Studie nichts falsch, wenn sie Milch im Getränkekarton statt in der Glasflasche kaufen. Auch Säfte und Fruchtnektare sind im Karton gut aufgehoben. Das geht aus einer Untersuchung hervor, die das Institut für Energie- und Umweltforschung (ifeu) in Heidelberg 2019 im Auftrag des Fachverbandes «Kartonverpackungen für flüssige Nahrungsmittel» erstellt hat.
Das Institut nahm die am häufigsten verwendeten Getränkeverpackungen von Saft, Frischmilch und H-Milch unter die Lupe und prüfte sie auf ihren ökologischen Fußabdruck. Dazu gehörten Mehrweg-Glasflaschen, PET-Flaschen und Getränkekartons. Untersucht wurde der gesamte Weg der Verpackung von der Herstellung über die Nutzung bis zu Entsorgung oder Recycling. Auch alle Transporte wurden einbezogen.
Gerade bei Frischmilch sei der Getränkekarton erste Wahl, so die Forscher. Jede Mehrwegflasche Frischmilch muss in Deutschland im Schnitt 1231 Kilometer transportiert werden – 779 Kilometer mehr als ein Milch-Karton. Zudem ist bei Kartons das Verpackungsgewicht im Vergleich zum Inhalt geringer. Der 1-Liter-Getränkekarton zeige keine signifikanten Vor- oder Nachteile gegenüber der Mehrwegflasche, der 1,5-Liter-Getränkekarton dagegen "ein insgesamt vorteilhaftes Bild".
Am schlechtesten schnitten bei dem Verpackungsvergleich die PET-Einwegflaschen ab. Gründe sind der hohe Verbrauch an fossilen Rohstoffen bei der Produktion der Verpackung sowie schlechte Recyclingraten.
Anfang 2020 hat Ritter Sport seine Fans aufgerufen, den Prototypen der ersten in Papier eingewickelten Schokolade zu testen. So möchte das Unternehmen Verbraucher in die Entwicklung einer neuen, umweltfreundlichen Verpackung einbeziehen. Im Blog von Ritter Sport heißt es: „Ein entscheidender Vorteil von Papier ist, dass es viel einfacher zu entsorgen ist. Unsere Folie aus Polypropylen ist zwar auch voll recycelbar, aber für Papier ist sowohl das Entsorgungs- als auch das Recyclingsystem viel besser organisiert.“ Es gilt jedoch ein paar Herausforderungen zu knacken: Papier hat keine Barriere für Fett. Fettflecken auf der Papierverpackung wären die Folge. Außerdem würde die Schokolade mit der Zeit Gerüche und Geschmäcker der Umgebung annehmen. Deshalb sei noch weitere Entwicklungsarbeit nötig, so Ritter Sport.