Papier lässt sich super recyceln – das wissen die Deutschen. Immerhin sind wir mit einer Altpapierquote von 78 Prozent Recyclingweltmeister. Aber worauf sollte ich beim Kauf von Papier achten, wenn es nachhaltig sein soll? Die wichtigsten Vorschriften und Siegel für Nachhaltigkeit im Überblick.
EU setzt hohe Standards für Holzimporte
Die Europäische Union verbietet in ihrer Holzhandelsverordnung, Holz aus illegalem Einschlag im europäischen Binnenmarkt zu handeln. Jeder, der Holz, Zellstoff oder Papier in die EU einführt, muss nachweisen, dass es sich bei dem verwendeten Rohstoff um Holz aus legalem Einschlag handelt. Damit soll verhindert werden, dass zum Beispiel Tropenholz aus illegalen Rodungen in den Handel gelangt.
Ist also für den Käufer in Deutschland alles in Ordnung? Nein. Die Holzhandelsverordnung weist eine Lücke auf, gegen die Papierindustrie und Umweltorganisationen gemeinsam protestieren: Die EU-Vorgaben gelten nicht für fertige Druckerzeugnisse. So können zum Beispiel billig produzierte Kinderbücher „Made in China“ aus Zellstoff hergestellt sein, der aus illegalem Holzeinschlag in Indonesien stammt.
Mehr Informationen zur EU-Holzhandelsverordnung gibt es auf der Website der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung.
Brandrodungen in Brasilien haben nichts mit deutschen Zellstoffimporten zu tun
Derzeit steht Brasilien unter der Präsidentschaft von Jair Bolsonaro international wegen massiver Brandrodungen im Regenwald in der Kritik. Hierbei geht es den Tätern vor allem darum, neue Flächen für Weideland und Ackerbau zu gewinnen. Mit Papier und Zellstoff hat das nichts zu tun.
Wichtig zu wissen: Der Zellstoff, den deutsche Papierproduzenten aus Südamerika beziehen, stammt von Plantagen, die auf ehemals landwirtschaftlich genutzten Flächen angelegt wurden, die nicht mehr produktiv genug waren. Regenwald wurde dafür nicht gerodet.
Deutschland: Nur Holz aus nachhaltig bewirtschafteten Wäldern
Die Holzfasern, die in Deutschland für die Papierherstellung genutzt werden, stammen alle aus nachhaltig bewirtschafteten Wäldern. Holz ist ein Rohstoff, der nachwächst. Wird Holz in verantwortungsvoller Weise aus dem Wald entnommen, bleibt das ökologische Gleichgewicht erhalten.
Nachhaltige Forstwirtschaft bedeutet nicht nur, dass mindestens genauso viele Bäume neu gepflanzt wie eingeschlagen werden, sondern dass das Ökosystem Wald in seiner Funktion erhalten bleibt und die Forstwirtschaft auch den Menschen gerecht wird, die vom Wirtschaftsfaktor Wald leben.
Die Anforderungen an die Nachhaltigkeit forstwirtschaftlicher Methoden können in unterschiedlichen Waldtypen durchaus unterschiedlich sein. Um dies zu dokumentieren und über entsprechende Labels auf Produkten kenntlich zu machen, haben sich weltweit verschiedene Systeme entwickelt, die Hersteller in Anspruch nehmen können.
Zertifizierung für nachhaltige Forstwirtschaft: FSC und PEFC
Die größten Zertifizierungssysteme für nachhaltige Forstwirtschaft sind:
- das Forest Stewardship Council (FSC) und
- das Programme for the Endorsement of Forest Certification Schemes (PEFC).
Auf Grund strenger Vorgaben und ihrer Gleichwertigkeit hält die deutsche Papierindustrie sowohl das PEFC als auch den FSC für geeignete Systeme, um Forstbetriebe und Wertschöpfungsketten bis hin zum Papier zu zertifizieren.
Der FSC geht auf eine Initiative von Menschenrechtsorganisationen, Umwelt-NGOs wie WWF und Greenpeace sowie von einer Gruppe von Händlern und Industriebetrieben im Jahre 1990 in Kalifornien zurück.
Obwohl auch einige Vertreter der Forst- oder Holzwirtschaft die Ideen des FSC von Beginn an unterstützten, zeichnete sich Mitte der 1990er Jahre ab, dass viele – meist private – Forstbesitzer FSC aus unterschiedlichen Gründen ablehnten. Vor allem die Struktur des FSC, die ihnen nur zu einem Drittel Mitspracherecht gewährte, wurde kritisiert. Sie entwickelten deshalb in Europa mit PEFC ein eigenes System, das aber in den forstwirtschaftlichen Anforderungen denen des FSC sehr ähnelt.
Altpapier-Label der Bundesregierung: Blauer Engel
Mit dem Blauen Engel werden Produkte zertifiziert, die ökologischer als Produkte der gleichen Kategorie sind. Über die Vergabe entscheiden das Bundesumweltministerium, das Umweltbundesamt, das RAL Gütesiegel und eine Jury.
Den Blauen Engel für Papier gibt es nur für Produkte aus Altpapier. Begründung: Der Ressourcenverbrauch beim Einsatz von Altpapier zur Papierherstellung ist geringer als bei der Herstellung aus Zellstoff. Um das Label zu erhalten, muss Papier außerdem ohne Chlor oder optische Aufheller produziert werden.
Umweltzeichen der Europäischen Union: EU Ecolabel
Das EU Ecolabel ist das in allen Mitgliedstaaten der Europäischen Union, aber auch von Norwegen, Liechtenstein und Island anerkannte EU-Umweltzeichen. Das 1992 durch eine EU-Verordnung eingeführte freiwillige Zeichen soll eine Referenz für umweltfreundlichere Produkte sein. Das EU-Umweltzeichen gibt es für grafische und Hygienepapiere.
Das EU-Umweltzeichen listet eine ganze Reihe von Anforderungen auf, denen Hersteller und Produkt zur Erteilung des Zeichens genügen müssen. Diese beziehen sich auf Emissionen in Wasser und Luft, Energieverbrauch, nachhaltige Forstwirtschaft, Schadstoffe und Abfallbewirtschaftung.
Umweltlabel für Kopierpapiere: Responsible Fiber
Mit dem Label Responsible Fiber kennzeichnet UPM, einer der größten Hersteller von Kopierpapier in Europa, seine Frischfaser-Produkte. Sie werden auch in Deutschland hergestellt und bei vielen Discountern vertrieben. Dahinter steht ein umfassender Anforderungskatalog, der die FSC oder PEFC-Zertifizierung einschließt, aber noch darüber hinaus geht.
Wenig aussagekräftig: Aqua pro Natura / Weltpark Tropenwald
Manche Hersteller von Schulheften kennzeichnen ihre Produkte mit Labeln wie Aqua pro Natura oder Weltpark Tropenwald. Es handelt sich bei diesen Zeichen nicht um Umweltschutzzertifikate, sondern nur um selbst definierte Kennzeichnungen der "Vereinigung deutscher Hersteller für umweltschonende Lernmittel e. V."
Die Kriterien für diese Label sind sehr weit auslegbar. Sie geben lediglich vor, dass der Zellstoff chlorfrei gebleicht wurde und die Fasern nicht aus dem tropischen Regenwald stammen. Mit PEFC oder FSC sind sie absolut nicht zu vergleichen.
Chlorfrei gebleicht
Damit Druck- und Schreibpapiere eine angemessene Weiße für den Druck haben, muss der eingesetzte Zellstoff gebleicht werden. Früher setzte man dafür giftiges Elementarchlor ein. Heute wird der Zellstoff mit Hilfe von Chlorverbindungen gebleicht, mit denen man die Freisetzung von Dioxinen vermeiden kann. Dieses Papier darf die Bezeichnung „chlorfrei gebleicht“ tragen – meist mit dem Zusatz ECF (elementary chlorine free).
Bei der sognannten TCF-Bleiche (total chlorine free), wird Wasserstoffperoxid als Bleichmittel eingesetzt. Auch derart hergestelltes Papier darf sich „chlorfrei gebleicht“ nennen. TCF und ECF sind unter Umweltgesichtspunkten gleichzusetzen.
Fazit für den Papierkauf
Wer Papierprodukte kauft, die in Deutschland hergestellt wurden, kann sicher sein, nachhaltig produziertes Papier zu erwerben – auch ohne Zertifikat oder Label. Da das nicht immer erkennbar ist, können die genannten Label oder Herkunftsnachweise eine wichtige Orientierung sein.
Hier gibt es noch mehr Informationen zur Frage Wie nachhaltig ist Papier?